„Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit“ ist der Titel einer dreiteiligen Ausstellung, die vom 1. April bis 10. Mai im Hamburger Off-Raum ELEKTROHAUS zu sehen sein wird und in deren Zentrum eine Auswahl von Zeichnungen Tom of Finlands steht. Während einige von diesen bereits als Teil einer vom MoMA unterstützen Tom-of-Finland-Retrospektive im vergangenen Jahr in New York zu sehen waren und im Sommer in die Kunsthalle Helsinki weiterreisen, werden andere nun erstmalig öffentlich präs...
„Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit“ ist der Titel einer dreiteiligen Ausstellung, die vom 1. April bis 10. Mai im Hamburger Off-Raum ELEKTROHAUS zu sehen sein wird und in deren Zentrum eine Auswahl von Zeichnungen Tom of Finlands steht. Während einige von diesen bereits als Teil einer vom MoMA unterstützen Tom-of-Finland-Retrospektive im vergangenen Jahr in New York zu sehen waren und im Sommer in die Kunsthalle Helsinki weiterreisen, werden andere nun erstmalig öffentlich präsentiert.
Das pornografische Oeuvre von Tom of Finland, aka Touko Laaksonen (1920 – 1991), ist nicht mehr nur ein wichtiger ikonischer Bezugspunkt für schwule Communities in Europa und den USA. Seine hypermaskulinen Männer in engen Uniformen und Lederstiefeln, die nichts anderes umzutreiben scheint als ihr Begehren, sind längst zu einem festen Bestandteil der visuellen Kultur des westlichen Mainstreams geworden. Sie führen uns die Utopie einer Gesellschaft vor Augen, in der Hierarchien fluide und lediglich Teil eines einvernehmlichen Spiels sind, das dem Lustgewinn aller dient.
Als Laaksonen in den 1940er Jahren damit begann, seine starken Jungs zu zeichnen, setzten diese sich mit all ihrer Muskelkraft gegen die damals vorherrschenden Definitionen von Homosexualität und schwuler Identität als Effeminierung und Krankheit zur Wehr. Während sie sich in und mit den Uniformen ihrer (einstigen) Verfolger verlustieren, spotten sie noch immer der Macht der Zuschreibung.
Ausgehend vom utopischen und emanzipatorischen Potenzial der Bilder Tom of Finlands entwickelte der Künstler Lennart Münchenhagen die Idee, diese sowohl mit etablierten als auch mit jungen Positionen zu konfrontieren, welche die Auseinandersetzung um Freiheit, Gleichheit und Solidarität in unterschiedlichen Medien vorantreiben.
Lennart Münchenhagen, der im Sommer 2015 ein Studium an der HfBK abschloss und sich mit seiner Kunst u. a. an überkommenen Gegensätzen, wie dem zwischen Rationalität und Pathos, abarbeitet, schlug bereits in anderen Ausstellungsprojekten (wie z.B. „LAmerika“ in den Harburger Phönixhallen und „New Aspects of Sculpture“ im Slowenischen Pavillon in Venedig) die Brücke zwischen künstlerischer und kuratorischer Praxis. Seit 2012 organisiert und betreut er Ausstellungen für das ELEKTROHAUS, welches als unabhängige, nicht-kommerzielle Plattform im Zentrum Hamburgs auch jungen und abseitigen Positionen Sichtbarkeit verschafft und damit für eine Demokratisierung des Kunstdiskurses eintritt.
Die Entscheidung, „FREIHEIT – GLEICHHEIT – BRÜDERLICHKEIT“ nicht in einem etablierten Museum, sondern in einem Off-Raum wie dem ELEKTROHAUS zu zeigen, dient somit der Absicht, auch auf institutioneller Ebene zu spiegeln, worum es in den Zeichnungen Tom of Finlands geht: einen subversiven Umgang mit Hierarchien.
Text: Fanny Weidehaas
mit:
Tom of Finland, Claudia Apel, Babak Behrouz, Silvia Berger aka Frau Kraushaar, Norbert Bisky, William S. Burroughs, Werner Büttner, Baldur Burwitz, Call, Rainer Werner Fassbinder, Fuxleber, Gilbert & George, Tine Günther, Lars Hinrichs, Rachel Hughes, Terence Koh, Bjarne Melgaard, Gerrit Mencke, Lennart Münchenhagen, Harald Nicolas Stazol, Manfred Peckl, Tim Reinecke, Gabriella Rioux, Rummelsnuff, Sophie Schweighart, Britta Thie, Malte Urbschat...
www.elektrohaus.net